ein paar Gedanken zum Castor

Normalerweise würde man sagen, dass das Thema Castor vom Tisch ist.
Das Ding ist gerollt und in Gorleben angekommen. Natürlich kam es, wie in jedem Jahr zu Protesten, und ehrlich gesagt bin ich erfreut, dass es überwiegend friedlich und ruhig verlief.
Ich habe mir so meine Gedanken gemacht und bin mir noch nicht so richtig sicher, auf welche Seite ich dabei stellen soll.
Grundsätzlich stelle ich mir die Frage, wie ich zu Atomstrom stehe. Dabei stellt sich mir noch nicht einmal die Frage der Kosten, vielmehr der Sicherheit. Ich finde nur sehr wenige bis gar keine Argumente gegen Atomstrom bis auf die Tatsache, dass ich mir Sorgen um die Sicherheit mache, denn die Folgen, wenn etwas schief geht sind katastrophal.
Was in mir ebenfalls gegen Atomstrom spricht ist der entstehende Müll. Derzeit ist total unklar wie dieser gelagert werden muss und wie lange.

Und da stehen die Demonstranten nun und behindern den Castortransport der unseren Müll durch die Gegend fährt, Müll den wir produziert haben. Also protestieren wir gegen unseren Müll, der von uns verursacht wurde.

Protest kann ja so oder so ablaufen und anfangs bemerkte ich ja, dass es sich in diesem Jahr um überwiegend friedliche Protest handelte. Mir ist nur unklar, warum Atomgegner die Gleisanlagen zerlegen. Zum einen handelt es sich dabei um eine Straftat und man darf sich dann hinterher nicht über die Konsequenzen wundern, zum anderen sehe ich die Gefahr, die davon ausgeht. Kann es von den Demonstranten denn wirklich gewollt sein, dass im schlimmsten Fall, der Zug entgleist, der Transportbehälter beschädigt wird und wir den radioaktiven Müll auf einem Acker liegen haben?
Bei aller Sympathie zum Protest, aber das kann ja so nicht richtig sein.

Aber man wollte den Transport ja nur aufhalten, was auch gelungen ist. Auch das kann man gut oder schlecht finden. Mir stellt sich die Frage: Was hat man von der Verzögerung?
Leider kann ich keinen Vorteil darin erkennen.
Allerdings hat die Verzögerung einen Haufen Geld gekostet, den letztlich das Land Niedersachsen tragen muss, eine Unterstützung vom Bund ist derzeit noch nicht gegeben. Vermutlich wird Niedersachsen auf den Kosten sitzen bleiben. Geld, welches nun in den Einsatz geht anstatt sinnvoll genutzt zu werden. Da bin ich froh dass ich nicht in Niedersachsen wohne.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich will hier gar nix gutheißen. Für die Zukunft ein kleiner Tipp, wie es möglicherweise besser wird: Lagert doch die Regierung mal in Gorleben zwischen und wählt fähige Nachfolger, auch wenn die Auswahl, gelinde gesagt, schwer fällt.

An dieser Stelle noch ein Zitat aus einem alten Punkrock Song, der mir grad in´s Gedächtnis kam

Kippt die Regierung in die See
das bisschen Säure tut ihr doch nicht weh
und wenn sie dabei drauf geh´n,
könnt ihr das getrost vergessen
denn die Typen sind nicht nützlich
und man kann sie nicht mal essen*

* Lyrics Wasserleichen von Molotow Soda

Geposted am Donnerstag, 11. November 2010 so gegen 11:49
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Kommentare: 6 Kommentare.
Kommentare
Kommentar von dieter - 11. November 2010 gegen 12:07

„Leider kann ich
keinen Vorteil darin erkennen.“

Die Medien berichten drüber, viele Menschen bekommen es so mit, aktuelle Stunde im Bundestag, du schreibst einen Blogartikel.
Ich würde sagen: Ziel erreicht!
Dann noch ein Tipp: lies dir doch einfach die Aufrufe von „Castor Schottern!“ etc. durch, dann wirst du es auch besser verstehen.

Kommentar von Jörg - 11. November 2010 gegen 12:13

Aber die mediale Aufmerksamkeit sollte doch immer da sein. Schon allein durch die aktuellen Debatten unserer Regierung.
Für sinnvoll würde ich eher erachten, in Berlin zu demonstrieren und nicht irgendwo auf nem Acker. Oder am besten das Ding gleich nach Berlin umleiten und den Atommüllscheiß im Kanzleramt abladen.
Ganz ehrlich? Als Kanzler wäre mir das wurscht ob da 20000 auf nem Acker zelten und meckern … Für mich ist das Ziel erst erreicht, wenn die Bevölkerung die Regierung zum Umdenken bewegt hat. Leider sind die nächsten Bundestagswahlen noch viel zu lange hin und bis dahin haben es die meisten eh wieder vergessen und die schwarz-gelben Kasperköpfe werden wieder gewählt.

Kommentar von dieter - 11. November 2010 gegen 14:35

es gab eine demo mit 100.000 + x in berlin vor ein paar wochen. hast du das mitbekommen?
in den medien war da nicht viel von zu sehen.
in der politik (und in den medien) geht es viel um symbolik und bilder. und die vom we sind spannender als x menschen auf einer demo in berlin. darum ging es. aber wie gesagt, lies dir die aufrufe durch, da steht das alles nochmal viel schöner beschrieben. :D

Kommentar von buntklicker.de - 11. November 2010 gegen 14:36

Genau so wie Du sehe ich das auch. Friedliche Proteste in allen Ehren, aber Gleise zu beschädigen ist nicht akzeptabel. Weniger wegen der Sicherheit des Transports — das würde dem Castor wohl nichts ausmachen — als wegen des Verlusts der moralischen Überlegenheit wegen.

Nur wer friedlich und gewaltfrei protestiert, kann erwarten, angehört und ernst genommen zu werden. Warum wohl werden so oft Gewalttätigkeiten von den Sicherheitskräften gezielt angestachelt? Um dem Protest die Legitimation zu entziehen.

Außerdem dienen die Gleise ja auch anderen Zwecken, und es ist ebenso unakzeptabel, Unbeteiligte unter den eigenen Protesten leiden zu lassen.

Kommentar von pp - 11. November 2010 gegen 15:50

Ein sehr erfreulicher, weil unideologischer Beitrag zum Thema! Meiner Meinung nach ist die Kritik insoweit berechtigt, als dass Industrie und Politik das Endlagerproblem seit Jahrzehnten vor sich herschieben. Eine Fundamentalkritik im Sinne von „Atomkraft – nein danke“ kann ich jedoch nicht nachvollziehen, weil wirklich gute Alternativen noch fehlen und noch ein paar Jahrzehnte brauchen werden. Kohlekraftwerke können nicht die Alternative sein, und ein Verzicht auf den Großteil des Stroms wohl auch nicht.

Kommentar von Jörg - 11. November 2010 gegen 20:48

@Dieter: Nein, von solch großen Demonstrationen habe ich nichts mitbekommen, liegt vielleicht auch daran, dass ich von Berlin sehr weit weg bin.
Schottern ist nicht wie auf den Webseiten beschrieben ein legitimer Weg, denn es stellt einen gefährlichen Eingriff in den öffentlichen Fernverkehr dar und ist somit strafbar. Als Referenz sei an dieser Stelle der Bluemoon mit Holgi von Dienstag den 9.11.2010 auf Radio Fritz genannt, dort wurde darüber gesprochen.
Frage an dich: Wie lauten die Alternativen? Was machen wir mit den von uns verursachten Müll? Dagegen sein ist immer einfach, wie lauten die Alternativen?

@Buntklicker: Danke für deinen Kommentar

@PP Ganz teile ich deine Meinung nicht. Es gibt Alternativen wie Solar, Wind und Wasserenergien zu nutzen. Die Atomstromindustrie wird mit 80 Milliarden subventioniert und ich denke, wenn man diese Summe in Alternative Energiequellen investieren würde, denke ich, funktioniert das auch.
Kohle ist keine Alternative. Bei Kohle und Atomstrom bleibt eben der Müll, entweder in Gorleben oder in der Luft.






















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