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Auf dem besten Weg

In meinem letzten Vorstellungsgespräch wurde ich gebeten, mich zur aktuellen Arbeitsmarktlage zu äußern, welchen Einfluss diese auf mich hat und wo ich mich da sehe.
Wer, wie ich, eine kaufmännische Ausbildung genossen hat, wird schnell feststellen, dass es zwei große Strömungen gibt. In diesen Gedankengängen, lasse ich die administrativen Jobs einmal außen vor, denn es sollte klar sein, dass die meisten Unternehmen eine Buchhaltung, Persobnalabteilung, ein Sekretariat etc. benötigen.
Zum einen ist da der Customer Service. In diesem Bereich werden Kunden optimal betreut und beraten, Kundenbindungsmaßnahmen werden ergriffen und langjährige Partnerschaft soll entstehen, sofern noch nicht vorhanden.
Zum Anderen haben wir da noch den Vertrieb. In Zeiten wie diesen, setzen viele Unternehmen auf ein starkes Vertriebsteam. Angriff ist die beste Verteidigung und Geld muss in die Kassen. Das gelingt natürlich nur mit zahlungswilliger Kundschaft und diese muss gefunden und aquiriert werden.
Betrachtet man nun den Stellenmarkt für den Münchener Raum, so fällt ein Großteil der Vakanzen in den Bereich Sales, also Außendienst oder Innendienst im Vertrieb. Gerade im Finanz- und Versicherungssektor kann man hier schnell einen Job finden.
Ich habe in der letzter Zeit so den Eindruck gewonnen, dass Unternehmen da ein wenig in die falsche Richtung wandern. Überall soll verkauft werden, aber der Kundenservice, sowie die Kundenbindungsmaßnahmen bleiben da auf der Strecke. Ich habe in letzter Zeit vermehrt aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, ja sogar aus meiner Familie, zu hören bekommen, wie einige Außendienstler momentan so drauf sind. Man könnte fast glauben, kämen die ohne Abschluss heim wieder ins Büro, würden sie ausgepeitscht. Leider verhält es sich im Customer Service Umfeld genauso. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass Unternehmen nicht in diesen Bereich investieren oder nicht die nötigen Instrumente zur Verfügung stehen.
Ich vermisse ein wenig die alten Zeiten, in denen man sich mit einem potenziellen Geschäftspartner getroffen hat und sagt Los, lass uns mal gemeinsam was reißen
Diese Hau-Ruck-Menthalität und das, meines Erachtens nach, unprofessionelle Verhalten einiger Außendienstler, treibt doch die Geschäftsanbahnungen eher auseinander. Verständlich, denn wenn mir zehn von denen auf den Sack gehen, wird der Elfte nen ganz schweren Start bei mir haben.
Aber man kann es denen ja nicht einmal verübeln, denn aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktlage hier, sehen viele den Vertrieb als Chance. Aber bitte liebe Arbeitgeber: Nehmt euch mal die Zeit, eure Angestellten richtig zu schulen. Nehmt ihnen den Druck. Und vor allem: Denkt doch mal kurz drüber nach wie es um euren Kundendienst steht.

Ein anderes Phänomen ist die Zeitarbeit. Ursprünglich mal als Instrument der Agentur für Arbeit entworfen, sollten hier Möglichkeiten und Perspektiven geschaffen werden. Das scheint auch eine zeitlang funktioniert zu haben, heute allerdings hat dieses Instrument in meinen Augen ausgedient.
Der Fall der Kette Schleckerist mit 100%iger Sicherheit kein Einzelfall und nicht nur dort sollte der Zeitarbeitsfirma das Handwerk gelegt werden.
Frau v. d. Leyen sagte vor einiger Zeit im TV, sie müsse sich dieses Themas annehmen. Schlecker hat das System wieder geändert und gut ist, Zeitarbeitsfirmen tauchen in den Medien nicht mehr auf.
Wenn man allerdings auf Jobsuche ist wird man mit denen früher oder später konfrontiert.
Kürzlich erhielt ich einen Anruf einer Zeitarbeitsfirma, die mein Profil gefunden hatten und mir ein Angebot unterbreiten möchten. Ich habe nach kurzer Recherche im Netz deren Tarifvertrag gesehen und ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand für dieses Geld dort arbeiten geht, jedenfalls nicht bei den Mieten die man im Münchener Raum so zahlt.
Ich habe auch schon bei Zeitarbeitsfirmen angerufen, die damit werben, dass sie auch Interessenten vermitteln würden, aber diese Schiene scheint wohl eher ein Abstellgleis der Branche zu sein.
In meinen Augen ist Zeitarbeit wie Abwrackprämie. Es gab einen kurzen Aufwind bevor alles den Bach runtergeht. Kurzzeitige Lösungen die auf Dauer nicht funktionieren.
Wir sind auf dem besten Weg unseren Arbeitsmarkt kaputt zu machen, wir haben mit Zeitarbeit angefangen und wenn das Mindestlohnmodell kommt, geht es weiter.
Der Mindestlohn mag ja hier und da eine Steigerung sein, ich denke allerdings, dass viele auch nur diesen zahlen werden. Warum mehr bezahlen, wenn der Staat sagt, dass es reicht.

Mich wundert es nicht, dass Unternehmen den Standort Deutschland verlassen. Mich wundern auch die permanent steigenden Arbeitslosenzahlen nicht. Aber ich muss mich sehr über die Politik in unserem Lande wundern. Und wenn die weitermachen wie bisher, dann werden auch die sich bald wundern …

Geposted am: Mittwoch, 3. Februar 2010
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