Duschbad

Irgendwann sind wir ja alle mal zu Hause ausgezogen, der Eine früher, der Andere später und der ein oder andere Leser hat es vielleicht noch vor sich.
In den meisten Fällen wird man ja immer bestens von der Familie unterstützt. Auch ich, selbst als ich zum zweiten Mal auszog. Das erste Mal ausziehen war auch nicht so richtig. Aber als ich mich damals in Bayern bewarb, gab es kein Halb mehr, alles oder nichts.
Meine Eltern haben mich natürlich voll unterstützt und ich bin ihnen dafür sehr dankbar. Und meistens ist es dann die Mama, welche peinlichst genau darauf achtet, dass man auch alles für Küche und Bad hat. Und vielleicht erinnert sich der Eine oder Andere noch an den Abschied, als die Mama ihr Kind das letzte Mal umarmte und ihm/ihr noch einen kleinen Beutel gab. Den warf man gewöhnlicherweise schnell zwischen all die anderen Umzugskartons und öffnete ihn erst in der neuen Wohnung. Zwischen all den Kleinigkeiten, wie z.B. Schokolade, die das Leben lebenswert machen, findet man auch zwei Packungen Duschgel. Diese wandern natürlich sofort ins Badregal.
Mit jedem Mal, als ich meine Eltern dann besuchte oder sie mir ein Paket schickten, füllte sich mein kleines Badregal immer mehr mit Duschgel jeder nur denkbaren Sorte.
Ich konnte gar nicht so oft duschen um diesen Vorrat auch nur innerhalb eines Jahres aufzubrauchen.
Irgendwann als ich wieder einmal bei meinen Eltern zu Besuch war, war meine Ma auf dem Weg zum einkaufen. Sie erwähnte dann, dass sie noch zum Drospa gehe und ob ich etwas bräuchte, Duschgel zum Beispiel. Meinen ersten Gedanken, wenn sie mir weiter so viel Duschgel mitgibt, sollte sie mir vielleicht ein Badregal mitbringen, verwarf ich sofort wieder und antwortete stattdessen Ach nö, ich hab reichlich, sollte noch für drei bis vier Jahrzehnte reichen. Eine taktisch ungeschickte Antwort, denn seit diesem Mal war es vorbei, seit diesem Moment nie wieder Duschgel.
Ich unterhielt mich mit einem Freund über diese Situation, nachdem ich wieder hier in Bayern war und er schilderte mir sehr ähnliche Erfahrungen.
Letzte Woche stellte ich beim Duschen dann fest, dass mein Duschgel alle ist und ging an mein Regal um mir ein neues zu nehmen. Dort waren nur noch zwei und ein angebrochenes, welches ich mal mit im Training hatte. Ich dachte an meine Ma und dass ich wohl so schnell kein Duschgel mehr bekommen sollte. Sollte ich jetzt nach über vier Jahren zum ersten Mal in die unangenehme Situation kommen, mir Duschgel kaufen zu müssen? Ich malte mir schon meinem geistigen Auge aus, wie ich reizüberflutet zwischen den Regalen des Supermarktes stehe und nicht wüsste zu welchem ich greifen müsste. Ich würde eines herausfischen, bei welchem mich nach zweimaligem Duschen der Geruch störe und welches ich dann irgendwohin verbannen würde um es hoffentlich nie wieder zu finden. Panik!

Über eine Bekannte, die des öfteren in München ist, ließ mir meine Ma am letzten Wochenende einen kleinen Beutel zukommen. Darin waren Socken, Schokolade und … na wer kann es erraten? Na klar: Duschgel!!! Mutterinstikt.

Geposted am Mittwoch, 27. September 2006 so gegen 17:55
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